Liebe Freunde der Moldovahilfe,
vom 13. bis 20. August war wieder eine kleine Gruppe von uns in der Republik Moldau. Es ist eine Sommerfahrt – auch wenn wir den Sommer in Berlin kaum spüren konnten. In der Republik Moldau merken wir es dafür umso deutlicher. Schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug kommen wir uns vor, als spazierten wir geradewegs in einen Backofen.
Im August ist es hier so heiß, dass an einen normalen Schulalltag nicht zu denken ist. Das muss hier im Moment auch niemand, da aufgrund der Sommerpause die Schulen und Kindergärten geschlossen sind. Trotzdem unser Sozialzentrum ebenfalls Ferien hat, ist unsere Zeit gut gefüllt. Wir nutzen die Zeit, um in vielen Gesprächen mit neuen und alten Stipendiaten, den Bürgermeistern, den Kindergartenleiterinnen und unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Sozialzentrum das neue Schuljahr vorzubereiten.
Sozialzentrum
Trotz der Sommerpause arrangieren ein Treffen mit allen Mitarbeitenden und lassen uns nach einer fröhlichen Begrüßung das Gebäude zeigen. Seit dem Frühjahr gibt es einen neuen Spielplatz auf dem Grundstück des Sozialzentrums, der aus den USA gespendet und mit großer Begeisterung genutzt wird.
Das Sozialzentrum gibt es nun schon seit fast sechs, das Gebäude seit 17 Jahren. Auch wenn die Mitarbeitenden vor den Ferien die Räume neu gestrichen haben, so dass diese jetzt in frischen Farben leuchten, machen sich hier und da Gebrauchsspuren bemerkbar. Beispielsweise hat der alte Fußbodenbelag im Obergeschoss seine Zeit gehabt und geht mehr und mehr kaputt. Bevor sich Stolperfallen bilden, ist es nun an der Zeit,einen neuen Fußboden zu verlegen. Auch die Tische und Stühle, die wir noch für den Kindergarten angeschafft oder aus der Schule gebraucht übernommen haben, müssen ersetzt werden.
Der neue Spielplatz in Benutzung
Das neue Schuljahr bringt nicht nur Veränderungen in den Räumlichkeiten. In diesem Sommer haben wir unsere langjährige Mitarbeiterin Elena in den Ruhestand verabschiedet. Vielen ist Elena von Fotos bekannt, da ihr fröhliches Lachen immer ein verlockendes Fotomotiv war. Seit Beginn unserer Arbeit in Coştangalia war sie mit dabei: zuerst als Mitarbeiterin im Kindergarten, in den letzten Jahren im Sozialzentrum. Hier betreute sie die älteren Dorfbewohner, die in der Sozialküche des Zentrums eine warme Mahlzeit erhalten und dabei ein paar Stunden in Gesellschaft verbringen können. Außerdem hat Elena als helfende Hand in der Küche mit angefasst – sei es beim Gemüse schnippeln, Suppe rühren oder Essen austeilen.
Vielen Dank, Elena, für die gute Zusammenarbeit!
Das Team des Sozialzentrums zusammen mit einigen Mitarbeitenden der Moldovahilfe. Unten rechts im Bild ist unsere langjährige Mitarbeiterin Elena.
Stipendienprogramm
Das Stipendienprogramm nimmt auf dieser Fahrt eine große Rolle ein, da das Schuljahr bald beginnt und damit die Ausbildung von sechs neuen Stipendiaten, die dank der Unterstützung vieler Sponsoren ihre Ausbildung aufnehmen. Wie in den vorherigen Jahren wählte das Komitee aus Lehrern und den Sozialassistentinnen des jeweiligen Dorfes diejenigen Kandidaten aus, die motiviert sind, ihre Ausbildung über die obligatorische 9. Klasse hinaus weiterzuführen, und deren Familie sich dies kaum oder gar nicht leisten kann.
Im Frühjahr haben wir die diese Schülerinnen und Schüler sowie ihre Familien bereits kennengelernt. Nun sind die Abschlussprüfungen geschrieben und die Bewerbungen für die weiterführenden Schulen laufen. Wir sind neugierig, für welche Fachrichtung sie sich entschieden haben. Sind sie bei dem geblieben, was sie schon im Frühjahr angedacht hatten, oder haben sie sich für etwas anderes entschieden?
In diesem Jahr beginnen die sechs Mädchen unter anderem eine Ausbildung zur Friseurin, Abitur mit Berufsausbildung zur Sozialassistentin und zur Kindergärtnern. In einem offiziellen Vertrag halten wir die Bedingungen des Stipendiums fest und dem neuen Schuljahr steht nichts mehr im Wege. Die jungen Stipendiaten sind alle sehr aufgeregt und voller Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt.
Wir haben uns ebenso mit Stipendiaten getroffen, die mitten in der Ausbildung sind. Auch sie haben gerade Sommerferien und verbringen diese meist bei ihren Familien auf dem Land. Allerdings gibt es nicht viel Zeit, um die Beine hochzulegen: Die Höfe müssen bewirtschaftet, die Tiere versorgt und die Ernte eingeholt werden. Trotzdem finden die meisten Zeit, uns von ihrem letzten Schuljahr und ihren Vorhaben für das kommende Schuljahr zu berichten. Beispielsweise Patricia, die eine Ausbildung zur Schneiderin macht. Sie führt uns die Röcke und Hosen vor, die sie in ihrem ersten Ausbildungsjahr genäht hat. Wir sind begeistert.
Patricia hat nun eine eigene kleine Nähmaschine, mit der sie üben und zu Haus arbeiten kann
Und wir treffen Stepanida, die in diesem Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen hat. Sie hat vier Jahre lang das Kolleg (Colegiul) in Cahul besucht, wo sie in drei Jahren das Abitur und im vierten Jahr ihre Berufsausbildung zur Buchhalterin abgeschlossen hat. Dass die Kombination aus Abitur und Berufsausbildung, wie sie an den Kollegs angeboten wird, für die Jugendlichen sehr praktisch sein kann, zeigt sich auch bei Stepanida.
Jetzt, in den Sommerferien, arbeitet sie als frisch gebackene Buchhalterin als Urlaubsvertretung in der Post im Nachbardorf. Was gibt es besseres als Berufserfahrung zu sammeln? Ab September möchte sie dann an einer Fernuniversität ein Studium beginnen. Das Bewerbungsverfahren läuft noch, aber sie ist zuversichtlich, dass sie einen Platz bekommt.
Stepanida bei ihrer neuen Tätigkeit in der Post
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Sponsoren ganz herzlich für die Unterstützung der jungen Menschen in der Republik Moldau bedanken. Es ist immer wieder toll zu sehen, wie im Laufe der Zeit aus den Jugendlichen junge Erwachsene werden. Auch für die Hilfe, die es uns möglich macht, das Sozialzentrum zu betreiben danken wir den Spenderinnen und Spendern.
Mit lieben Grüßen und im Namen der Ev. Moldovahilfe Berlin e.V.,
Ihre Agnes Bothe und Elke Richter