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Frühjahrsbesuch in der Moldau

By Juni 4, 2024Juni 11th, 2024Fahrtberichte
Was passiert in der Moldau? Wie laufen unsere Projekte? Susanne und Christian waren vor Ort und können berichten: 

Vom  12. bis 20. Mai diesen Jahres sind Christian und Susanne Naundorf mit Übersetzerin Tatiana Cojucari für eine Woche bei unseren Partnern und Projekten der Moldovahilfe in der Republik Moldau vor Ort.

In Deutschland hatten wir Ende März/Anfang April Ostern gefeiert. Im orthodoxen Moldova wird für die christlichen Feiertage der julianische Kalender angewendet und damit die Auferstehung Jesu Christi in diesem Jahr einen Monat später, am 5. Mai, gefeiert. Wir befinden uns noch in der nachösterlichen Zeit und insbesondere in den 40 Tagen nach Ostern, in denen man statt des üblichen „Guten Morgen“ oder „Guten Tag“ mit „Christus ist auferstanden“ grüßt und mit „Er ist wahrhaftig auferstanden“ antwortet.

Am ersten Montag nach dem Ostermontag wird traditionell der Verstorbenen gedacht. Die Menschen gehen auf die Friedhöfe, schmücken die Gräber und, für uns ungewohnt, bringen Essen mit: Familienpicknick auf dem Friedhof.

Staatlich geht es jedoch um die Lebenden, und zwar mit einer Volkszählung in der Republik Moldau. Gefragt wird auch: „Waren Sie am 8. April diesen Jahres zu Hause?“ mit verschiedenen Antwortmöglichkeiten, wie z. B: in einer anderen Stadt, in einem anderen Land, warum? – zur Arbeit, zum Urlaub, zur Ausbildung? – wie oft im Jahr im Ausland?

Auch Patricia, eine junge Frau, die wir durch unser Stipendienprogramm kennen, befragt die Menschen. Mit einem Tablet geht sie von Haus zu Haus. 420 Menschen hat sie bislang befragt, teilweise sehr anstrengend, da nicht jeder den Sinn der Zählung versteht und einige sehr mühsam zur Mitarbeit bewegt werden müssen.

Wir verstehen schon, dass ein Land mit hoher Emigration, aber auch vielen Menschen, die für Monate im Ausland arbeiten, aber wieder nach Hause zurückkehren, um dann wieder für Monate ins Ausland zu gehen, versucht, sich über den aktuellen Stand seiner Bürger:innen klar zu werden, um planen zu können.

Immer mehr entwickelt sich auch ein Stadt-Land-Gefälle, die Hauptstadt Chisinau hat Zuwachs, die entfernten Dörfer  haben Mühe mit der Infrastruktur, bei der Digitalisierung Schritt zu halten etc., und drohen zu entvölkern.

Daher noch immer passend und weiter stark nachgefragt, da es den Bedürfnissen der Dorfbewohner:innen entspricht, ist …

… das Sozialzentrum Bethania im Dorf Costangalia im Süden des Landes.

Mit 

  • der Nachmittagsbetreuung der Kinder nach der Schule, die Sommerlager für die Kinder in den monatelangen Sommerferien
  • der Sozialkantine,  die für die Bedürftigen kocht und die eigentlich noch für weitere Menschen in anderen Dörfern mitkochen würde, wenn es denn zu finanzieren ist.

Notwendiger denn je ist das Sozialzentrum als Anlaufstelle für die alte Generation, die nicht mehr zum Arbeiten ins Ausland gehen kann, die keine Familie mehr im Ort hat und zu vereinsamen droht.

Im Sozialzentrum finden Feste gemeinsam für Jung und Alt statt, hat Ecaterina – unsere Altenbetreuerin – stets ein offenes Ohr und viele Ideen für die Senioren.  Aktuell auch der Wunsch: aus dem Dorf raus, einen Ausflug machen, ins Theater gehen … das muss organisiert  werden, insbesondere der Transport in die Stadt, Busse mieten. Da die Alten kaum alleine vom Dorf wegkommen, aber doch auch Träume und Wünsche haben, organisiert das Sozialzentrum Fahrten in die Stadt und z. B. einen gemeinsamen Theaterausflug.

Vielen, vielen Dank an all diejenigen, die spenden und uns unterstützen, dass all diese Angebote möglich sind!!

Auf dieser Fahrt haben sich die Angestellten des Sozialzentrums besonders bei uns bedankt, dass sie einen verlässlichen Arbeitsplatz haben und nicht zum Arbeiten ins Ausland gehen müssen. Zum Beispiel Nathalia, die schon sehr lange im Zentrum arbeitet, alle ihre eigenen nun erwachsenen Kinder sind im Ausland, aber sie kann bleiben. Seit vielen Jahren hält die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen sie fit, was sie beim Seilspringen gerne unter Beweis stellt:

Und wie ist das Lebensgefühl als Nachbar der von Russland überfallenen Ukraine? Ein Gesprächspartner drückte die Ambivalenz zwischen Angst und Alltag folgendermaßen aus: „Wir planen dies und das, so denn es unser Land dann noch gibt“.

Und es gibt wirklich sehr schöne Begegnungen. Wir treffen Nicoleta und Viliam, beide werden im Sommer die vierjährige Ausbildung im Colegiul beenden, einer Fachoberschule vergleichbar – Nicoleta mit Schwerpunkt Sozialarbeit, Viliam mit Schwerpunkt IT. Beide wurden durch Sponsoren der Moldovahilfe finanziell unterstützt, beide berichten mit Begeisterung und voller Dankbarkeit von den vier Jahren. Aus schüchternen Absolventen der 9. Klasse der Dorfschule wurden selbstbewusste und zielstrebige junge Erwachsene.

Nochmals Danke an alle, die uns unterstützen!