Sommer in der Republik Moldau! Es ist Juli und heiß, aber dieses Jahr gab es viel Niederschlag – fast zu viel, sagen uns die Landwirte. Einige Gemeinden entlang des Prut, Grenzfluss zu Rumänien, sind überflutet. Die Bürgermeister, die wir treffen, erzählen alle vom Hochwasser – und stolz auch von der großen Hilfsbereitschaft in den nicht betroffenen Gemeinden. Rechts und links der staubigen Straßen liegen Mais- und Sonnenblumenfelder, so weit das Auge reicht. In Costangalia sind Sommerferien.
Sommerferien – wohlverdiente Verschnaufpause für unsere Stipendiaten
Ecaterina hat das erste Lehrjahr der Ausbildung zur Sozialassistentin in Cahul erfolgreich beendet. Zu den Inhalten gehörte auch ein zweiwöchiges Praktikum, das sie bei einer Sozialbehörde absolvierte und das ihr viel Spaß gemacht hat. Jetzt ist sie ganz glücklich, eine Weile bei ihrer Familie in Costangalia zu sein. Dorina ist – dank Stipendium – ausgebildete Friseurin und mit Zusatzqualifikation für Maniküre und Pediküre.
Die beiden Stipendiaten, die wir ab September bei ihren Ausbildungen unterstützen, sind Denis und Petrica. Beide beginnen einen einjährigen Kurs zum Computeroperator, bis sie im nächsten Jahr noch eine Ausbildung zum Buchhalter in Cahul machen. Fundierte Computerkenntnisse sind dabei sicherlich hilfreich. Sie werden im Studentenwohnheim in Cahul wohnen und nur an den Wochenenden nach Hause nach Costangalia kommen können. Wir drücken den beiden Jungs für ihren Start in ihre Ausbildung die Daumen!
Sommerferien – Bauzeit in den Kindergärten
In unserem Kindergarten stehen die Sommerferien vor der Tür. Die freie Zeit soll genutzt werden, um einige anstehenden Verschönerungsarbeiten vorzunehmen. Im Hof sollen dann weitere Spielgeräte und Holzbänke aufgestellt werden.
Wenn die Musiklehrerin Aliona kommt…
…freuen sich die Kinder!
Aber noch herrscht Hochbetrieb: Aliona ist eigentlich Musiklehrerin in der örtlichen Schule, kommt aber wöchentlich für einige Stunden auch in den Kindergarten. Zur Musik des neu angeschafften, gebrauchten Akkordeons tanzen und singen die Kinder vergnügt. Die Kinder und Erzieherinnen wünschen sich noch ein Kasperletheater.
Im größeren Nachbardorf Chioselia gibt es ganz andere Probleme: Der Kindergarten, ein riesiger Gebäudekomplex aus den 80er Jahren, ist sehr heruntergekommen. Platz ist genug vorhanden: Ursprünglich für 240 Kinder errichtet, gibt es jetzt nur noch 80 Kinder. Ansonsten fehlt es jedoch an vielem: Die Zentralheizung funktioniert schon seit Jahren nicht mehr, durch die kaputten Fenster pfeift der Wind, und es gibt auch kein fließendes Wasser, nicht mal in der Küche. Der von den Außenwänden abfallende Putz ist da noch das geringste Problem.
Der Kindergarten von Chioselia
Durch die Fenster pfeift der Wind
Es ist klar, dass hier Hilfe nötig ist. Also vereinbaren wir einen Termin mit dem Bürgermeister. Ihm steht nur ein kleines Budget zur Verfügung, aber mit den wenigen Mitteln will er unbedingt eine neue Heizung einbauen. Mehr kann er nicht finanzieren. Doch was bringt eine gute Heizung, wenn alle Fenster undicht sind? Also haben wir zugesagt, in allen von Kindern genutzten Räumen neue Fenster einzubauen. Die Freude war groß, die Arbeiten sollen noch vor der Heizperiode ab-geschlossen sein. Für dieses Vorhaben bitten wir noch um Spenden!
Im Kindergarten Tarancuta liegen die meisten Arbeiten dagegen schon hinter uns. Mit unseren Spendengeldern wurden neue Fenster eingesetzt, das Gebäude besser gegen Feuchtigkeit geschützt und teilweise neue Fußböden verlegt.
Der verschimmelte Fußboden wurde ausgetauscht
Auch neu: Fenster, Regenrinne, Außenwandisolierung
In Tarancuta mangelt es jetzt noch vor allem an Spielgeräten im Hof. Hier sollen demnächst Schaukeln, Wippen und Rutschbahnen aufgebaut werden, die hoffentlich schon bald von den Kindern freudig eingeweiht werden können.
Hilfe aus der Not
Mit unseren Projekten wollen wir möglichst vielen Menschen helfen. Manchmal ist aber ganz konkrete Einzelfallhilfe nötig. Wie auch in diesem Fall:
Der Priester Sava aus Baimaclia, einem größeren Ort der Region, führt uns zu einer Familie in einem abgelegenen Nachbardorf. Sieben Menschen leben in einem Lehmverschlag – Haus kann man es nicht nennen. Andrei und Ana, um die 30 Jahre alt, haben drei Kinder. Nicu, der jüngste Sohn, ist nur mit einem Arm geboren worden. Der alte Vater von Ana lebt auch bei ihnen, ebenso die Schwester von Andrei. Sie ist von ihrem Mann verlassen worden und hatte sonst niemanden.
Die kleine Lehmhütte ist in zwei Räume unterteilt
Die Familie hofft auf eine bessere Zukunft
Der Priester beschäftigt Andrei als Tagelöhner und gibt der Familie verbilligt Lebensmittel. Er versichert uns, dass die beiden Eltern nicht „saufen“ – nur der Opa trinkt, da könne man nichts mehr machen. Das Ziel des Priesters ist es, der Familie zu einem richtigen Haus mit etwas Land zu verhelfen. Dann könnten sie halbwegs in Würde leben und hätten ihr Auskommen. Man benötigt dafür ca. 5.000 Euro. Wir hoffen, dass das Geld zusammenkommt, und wollen ihn dabei unterstützen, denn es handelt sich – auch für moldauische Verhältnisse – um einen Fall extremer Armut. Wer mithelfen will, kann Kontakt zu uns aufnehmen.
Neues Projekt: Kulturhaus Leca
Maria, Valentina und Arestita wollen ihrem Heimatdorf Leca (500 gemeldete Einwohner) neues Leben einhauchen. Die drei beherzten älteren Damen haben einen Raum des (zur Zeit nicht genutzten) Kulturhauses wieder hergerichtet und organisieren dort zweimal wöchentlich Treffen für die Kinder des Dorfes: Gemeinsam wird gesungen, gebastelt, gehandarbeitet, gespielt, erzählt, gelacht. Die Kinder kommen gern und regelmäßig, und die Frauen haben vor allem zwei Anliegen: Den Kindern eine Freizeitbeschäftigung im Dorf zu bieten und die Kunst alter, traditioneller Handarbeiten und Werkeleien an die junge Generation weiterzugeben. So wird die Schafswolle erst gekämmt und gesponnen, bevor sie dann zu kleinen Teppichen gewebt oder zu hübschen Deckchen gehäkelt wird. Mit Hilfe unserer Spendengelder wollen sie nun Bastelbedarf einkaufen und auch Sport- und Musikgeräte anschaffen.
Kerstin Döscher